Geschichte und Informationen zu den Düwelsteenen
Die Düwelsteene liegen in der Bauernschaft Nordick und sind etwa 3,5 km von der Gemeinde Heiden in östlicher Richtung entfernt. Das Großsteingrab kann mit dem Auto, aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden.
Über Borken (Station Bahnhof, Borken (West)) oder über Heiden (Station Alter Kirchplatz, Heiden) mit Bus Linie R74 bis zur Haltestelle Höingshof, Heiden fahren. Von dort ca. 17 min zu Fuß in nördlicher Richtung über den Salteweg und den Düwelsteenweg zum Megalithgrab.
Über die B67 nach Heiden, dort der Rekener Straße folgen, etwa 400 m nach dem Kreisvekehr ist auf der linken Seite ein Parkplatz zu den Düwelsteenen ausgeschildert. Von dort führt ein Wanderweg zu den Düwelsteenen.
Das Megalithgrab ist eines der ältesten, im Gelände sichtbaren ur- und frühgeschichtlichen Relikte der Region. Erste Nachweise von Grabungen stammen aus der Frühen Neuzeit und die Forschungsneugier hat sich bis heute gehalten.
Einer der Ersten, der vermutlich bei den Düwelsteenen Grabungen und wissenschaftliche Untersuchungen durchführte, war Jodocus Hermann Nünning im 18. Jahrhundert. In seiner Doktorarbeit, die 1714 veröffentlicht wurde, sind Abbildungen des Megalithgrabes bei Heiden, sowie Zeichnungen von Keramik zu finden. Allerdings ist nicht klar, ob diese Zeichnung von Grabungsfunden auch von den Düwelsteenen stammen. Das Grab selber wurde wahrscheinlich im Laufe der Zeit durch den Raub und die Zerstörung von Megalithen für die Gewinnung von Baumaterial beschädigt.
Das Bild ist ein Ausschnitt aus der Doktorarbeit "Sepulcretum Westphalico-Minigardico-Gentile" von Jodocus Hermann Nünning (1714), zu finden als Digitalisat bei der Bayerischen Staatsbibliothek.
In den 1920er Jahren fanden weitere Grabungen an dem Megalithgrab statt. Diese wurden durch den
Borkener Heimatverein durchgeführt, allerdings gab es keine wissenschaftlichen Untersuchungen und
keine archäologische Überprüfung der Grabungsarbeiten. Die damals geborgenen Funde gelangten über
den Heidener Wirt Hugo Hinske 1930 in die Sammlung des Essener Ruhrmuseums und gehören seitdem zum
dortigen Bestand.
1932 wurde eine weitere Grabung durch den Borkener Heimatverein durchgeführt, doch wurden die
Arbeiten von dem Leiter der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte am Landesmuseum Münster, August
Stieren, archäologisch begleitet und betreut. Nach dieser Grabung wurde das Megalithgrab dann
restauriert und die Steine wurden dem damaligen Wissensstand nach versetzt und das Grab
rekonstruiert.
Heutzutage wird das Megalithgrab und seine Umgebung durch die Gemeinde Heiden gepflegt und
geschützt. Durch die Unterstützung der LWL-Archäologie für Westfalen wurden Informationstafeln bei
dem Großsteingrab angelegt. Gefährliche Brüche und Risse an den Megalithsteinen werden wenn
möglich nicht-invasiv repariert. So musste ein Betonträger unter einem der Findlinge platziert
werden, um den Stein zu stützen und zu sichern.
Quellen:
K. Schierhold/B. Stapel, Die Düwelsteene bei Heiden, Kreis Borken. Megalithgräber in Westfalen 3
(Münster 2018)
(Link)
Die Düwelsteene bei Heiden, Webseite der Altertumskommission für Westfalen
(Link)
Als eine der südlichsten Fundstellen eines Großsteingrabes der Trichterbecherkultur in Westfalen mit noch vielen erhaltenen Megalithsteinen, wurde 1932 eine Grabung dazu genutzt, das Megalithgrab zu restaurieren und die Steine in ihre damals rekonstruierte Position zurückzustellen.
1932 wurde das Megalithgrab nach archäologischen Grabungsarbeiten restauriert. Durch diese "Wiederaufrichtungsarbeiten" wurde das Großsteingrab dem damaligen Verständnis nach rekonstruiert. Das Versetzen von originalen Steinen und solch ein massiver Eingriff in das Bodendenkmal wird heutzutage nicht mehr durchgeführt. Problematisch ist diese Rekonstruktion 1932 nicht nur durch das Verändern der Grabstruktur, sondern auch wegen der nicht vorhandenen Dokumentation und Messdaten des Megalithgrabes vor der Restaurierung.
3D Scan des Megalithgrabes als Modell in der 3D Software Blender
Eine neue Rekonstruktion wurde 2020 durchgeführt, allerdings nur digital. Dank eines
Citizen-Science-Projektes, dass durch den LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) durchgeführt
wurde, konnte eine digitale Rekonstruktion durch die Kombination von 3D-Vermessung und Fotografien
der Grabanlage vor 1932, die von Heidener Bürgerinnen und Bürgern eingesendet wurden, erstellt
werden.
Das Citizen Science Projekt
Die Düwelsteene wurden mittels SfM (Structure-from-Motion) als 3D Modell maßstabsgetreu
durch die Altertumskommission für Westfalen
digitalisiert. Mithilfe dieses Modells konnten die Steine digital "ausgegraben" werden und waren
so frei zu bewegen. Durch den Algorithmus der Poisson-Surface-Reconstruction wurden die Löcher an
den digitalen Steinen geschlossen. Diese digitalen Megalithsteine konnten nun anhand der
Fotografien wieder in ihre Ausgangsstellung vor der Restaurierung 1932 zurückgedreht werden.
Die virtuelle Rekonstruktion
Für diese Webseite wurde eine weitere virtuelle Rekonstruktion erstellt. Mit den digitalen Megalithsteinen des 3D Scans des heutigen Großsteingrabes und sichtbar differenzierten 3D Modellen von hinzugefügten Steinen, stellt die Rekonstruktion das Großsteingrab dar, wie es vor 5000 Jahren möglicherweise ausgesehen haben könnte.
Quellen:
K. Schierhold/B. Stapel, Die Düwelsteene bei Heiden, Kreis Borken. Megalithgräber in Westfalen 3
(Münster 2018)
(Link)
Die Düwelsteene bei Heiden, Webseite der Altertumskommission für Westfalen
(Link)
Die Steine gehören nicht nur zu einem eindrücklichen Grab, sie sorgten auch für Geschichten, die bis heute überliefert sind und die Existenz der Steine zu erklären versuchen.
Der Name Düwelsteene oder Teufelssteine geht auf eine Volkslegende zurück. Der Sage nach trug der Teufel einen Sack voll mit großen Steinen auf seinem Rücken. Er war auf dem Weg nach Aachen, um die Kathedrale Karls des Großen zu zerstören. In Heiden traf er auf einen Schuster, der zwölf Paar abgenutzte Schuhe bei sich trug. Der Teufel fragte ihn, wie weit es nach Aachen wäre. Da der Schuster den Teufel sofort an seinem Pferdefuß erkannt hatte, zeigte er auf die abgenutzten Schuhe und erzählte, die Stadt sei so weit weg, dass er auf dem Weg von Aachen nach Heiden all diese kaputten Schuhe schon getragen hatte. Seine Angaben brachten den völlig erschöpften Teufel dazu, die Steine wutentbrannt an Ort und Stelle auszuschütten. Seitdem werden diese Steine Düwelsteene genannt.
Das Bild ist ein Ausschnitt aus der Doktorarbeit "Sepulcretum Westphalico-Minigardico-Gentile" von Jodocus Hermann Nünning (1714), zu finden als Digitalisat bei der Bayerischen Staatsbibliothek.
Eine weitere Legende bezieht sich auf
das Zählen von Megalithsteinen. Laut den Erzählungen ist es unmöglich, die Anzahl der am Grab
verwendeten Steine zu bestimmen. Schon Jodocus Hermann Nünning ging im 18. Jahrhundert dieser
Legende über die Düwelsteene nach. Er versuchte sogar mit Hilfe von mehreren
Teilnehmern, die Anzahl der Steine zu bestimmen. Obwohl oft die
gleiche Anzahl von Steinen gezählt wurde, musste er schließlich zugeben: „[Mir] ist es doch nicht
gelungen, jenen Volksirrtum auszurotten, da er auch jetzt noch besteht und die Steine, nach wie
vor, für unzählbar hält."
Es gibt auch die Überlieferung, dass es unmöglich ist, einen Stein aus der Grabanlage zu
entfernen.
Wenn dies versucht wird, ist der entfernte Stein am nächsten Tag wieder an seinem originalen Platz
zu finden.
Solche Geschichten sind auch oft in Bezug zu anderen Megalithgräbern zu finden.
Quellen:
K. Schierhold/B. Stapel, Die Düwelsteene bei Heiden, Kreis Borken. Megalithgräber in Westfalen 3
(Münster 2018)
(Link)
Die Düwelsteene bei Heiden, Webseite der Altertumskommission für Westfalen
(Link)