3Duewelsteene Logo

Material und Methoden

Eine ausführlichere Erklärung zu der Herkunft und Weiterverarbeitung der genutzten Daten

Die Digitalisierung des Megalithgrabes

Die Düwelsteene wurden im Zusammengenhang mit der Digitalisierung der Megalithgräber Westfalens im Megalithik Projekt der Altertumskommission des LWL mit Hilfe von Image-based Modeling als 3D Modell digitalisiert.

reconstruction difference 1932 to 2017

Image-based Modeling ermöglicht die dreidimensionale Darstellung von Objekten aus vielen zweidimensionalen Bildern. Ein historischer Vorläufer dieses Ansatzes ist die Stereoskopie, die seit 1838 räumliches Sehen in 2D-Bildern ermöglicht. Hierbei werden zwei leicht unterschiedliche Bilder eines Objekts aus leicht versetzten Perspektiven verwendet, um die räumliche Wahrnehmung zu simulieren.
Die Fotogrammetrie, insbesondere die 3D-Fotogrammetrie, baut auf dieser Stereoskopie auf. Sie verwendet jedoch nicht nur zwei Bilder, sondern viele, um präzise dreidimensionale Modelle zu erstellen. Durch die Kombination vieler Bilder aus unterschiedlichen Perspektiven entstehen dichte Messpunktwolken, die ein detailliertes 3D-Modell eines Objekts oder einer Landschaft ermöglichen.

In der Archäologie hat die 3D-Fotogrammetrie ebenfalls Anwendung gefunden. Ein populärer Begriff für diesen Prozess ist "Structure from Motion" (SfM). Dies ist ein Ansatz in der Computer Vision, bei dem die 3D-Struktur einer Szene und die Kamerapositionen aus einer Bildsequenz rekonstruiert werden, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgenommen wurde. Der Schlüsselaspekt von SfM ist die Bewegung: Es wird die relative Bewegung zwischen den Kamerapositionen genutzt, um Tiefeninformationen über die Szene zu extrahieren (Nyimbili et al. 2016).
Zusammenfassend kann man sagen, dass Structure from Motion eine spezifische Technik innerhalb des breiteren Feldes des Image-based Modeling ist. Während SfM sich auf die Wiederherstellung von 3D-Strukturen aus der Bewegung konzentriert, befasst sich IbM allgemeiner mit der Erstellung von 3D-Modellen aus Bildern, wobei SfM einer von vielen möglichen Ansätzen ist (Doneaus et al. 2011).

Das 3D-Modell der Düwelsteene wurde erstellt, indem Fotos des megalithischen Grabes aus jeder möglichen Richtung und jedem Winkel aufgenommen wurden. Diese Fotografien wurden zudem fotogrammetrisch entzerrt, um jegliche geometrische Verzerrung auf den Bildern zu korrigieren (Klinke 2018). Für die Fotos der Düwelsteene wurde eine Nikon-Digitalspiegelreflexkamera verwendet.

Da es sich um ein großes archäologisches Monument handelt und das Grab in einer hohen Qualität digitalisiert werden sollte, wurden nicht nur viele Bilder von dem Grab an sich gemacht, sondern es wurde jeder einzelne Stein aus allen möglichen Positionen aufgenommen. Somit wurden von dem Grab und von jedem einzelnen Megalithen hunderte von Bildern aufgenommen, wobei darauf geachtet wurde, dass die Bilder sich überlappen. Dies ist notwendig, da aus diesen überlappenden Teilen der Fotografien, die nebeneinander aufgenommen wurden, die Bilder zusammengeführt werden können und charakteristische Strukturen erkannt werden, was zu einer pixelgenauen Struktur führt.

Structure from Motion of the Große Sloopsteene

Structure from Motion bei der Digitalisierung der Großen Sloopsteene (LWL-Altertumskommission für Westfalen/Klinke)

Die Fotogrammetrie-Software, in diesem Fall Agisoft Metashape, ermöglicht es, Aufnahmepositionen und Objektstrukturen durch die Analyse optischer Verschiebungen, wie beispielsweise von Kanten, Frakturflächen oder Risslinien, anhand der verglichenen, eingefügten Fotografien zu bestimmen. Nach der Verarbeitung visualisieren sich die initialen Berechnungsergebnisse in Form einer rudimentären Punktwolke, technisch als "Sparse Cloud" bezeichnet.

Ein weiterführender algorithmischer Schritt transformiert diese Sparse Cloud in eine dichtere Punktwolke, die "Dense Cloud". Während dieser Berechnung werden alle Einzelbilder einer Tiefenfilterung unterzogen, um zusätzliche Messpunkte zwischen den bestehenden der Sparse Cloud einzufügen. Dies basiert nicht lediglich auf einer einfachen Interpolation, sondern beinhaltet die Berücksichtigung von Reliefveränderungen zwischen den Messpunkten der Sparse Cloud, um eine gesteigerte Genauigkeit zu gewährleisten. Die resultierenden Dense Clouds reflektieren den aktuellen Stand maximaler Vermessungsgenauigkeit und sind vergleichbar mit den Datenresultaten terrestrischer Laserscanner. Ein Vorteil hierbei ist, dass jeder Messpunkt in der Dense Cloud bereits über einen Farbwert verfügt, im Gegensatz zu Laserscans, die eine zusätzliche Farbinformation durch ergänzende Fotografien benötigen.

Im anschließenden Prozessschritt werden die fotogrammetrisch ermittelten Messpunkte trianguliert. Bei dieser Prozedur werden stets drei Messpunkte miteinander verbunden, wodurch Dreiecksflächen generiert werden. Üblicherweise werden hierbei die räumlich am nächsten zueinander liegenden Punkte verwendet, um optimale Genauigkeit sicherzustellen. Die resultierenden Dreiecksflächen sind für weitere Triangulationen modifizierbar, was primär dazu dient, Lücken in den Punktwolken zu schließen. Diese Triangulationsprozedur resultiert in einem sogenannten "Mesh"-Modell mit dem visuellen Charakter eines dreidimensionalen Drahtnetzmodells.

In einem finalen Rechenschritt wird eine Textur, ähnlich einer Überzugshaut, über das Mesh-Modell appliziert. Dies verleiht dem 3D-Modell sein fotorealistisches Erscheinungsbild. Die zugrundeliegende Textur stammt aus den fotogrammetrisch korrigierten Einzelfotografien des initialen Verarbeitungsschrittes. Im Gegensatz zu reinen Formdaten, die ausschließlich die Morphologie und das Relief repräsentieren, integriert diese Textur zusätzliche visuelle Informationen wie Farbnuancen, Lichtreflexe und Schattenverläufe, die während der Dokumentationsphase festgehalten wurden.

3D Mesh der digitalen Düwelsteene

3D Mesh der Düwelsteene

Der Arbeitsablauf zur Digitalisierung des megalithischen Grabes wurde von der Altertumskommission für Westfalen bei allen bisher digitalisierten megalithischen Gräbern, wie beispielsweise den Großen Sloopsteene, angewendet. Jede Einheit (ein einzelner Megalith oder eine kleine Gruppe von Megalithen, die direkt nebeneinander liegen) wird fotografiert. Diese einzelnen Einheiten werden dann separat in die Computersoftware Agisoft Metashape eingegeben, und in eine grobe 3D-Punktwolke umgewandelt. Nachdem eine Einheit digitalisiert und in eine grobe Punktwolke umgewandelt wurde, wird die nächste Einheit (der nächste benachbarte Megalith) der Software hinzugefügt. Mit jedem hinzugefügten Megalithen wird das gesamte megalithische Grab nach und nach in eine Punktwolke umgewandelt (Klinke 2021).

Nachdem die komplette grobe Punktwolke erstellt wurde, wird Metashape verwendet, um eine dichte Punktwolke zu berechnen und zu erstellen, die dann in ein 3D-Gitternetz mit einer hinzugefügten fotorealistischen Textur umgewandelt wird.
Die Punktwolke der Düwelsteene besteht aus über 378 Millionen Messpunkten. Mit diesem hochwertigen und hochauflösenden 3D-Modell werden die Düwelsteene in einer Qualität digitalisiert, die bei der Denkmalpflege helfen und jegliche Bewegung oder minimale Zerstörung des megalithischen Grabes in der Zukunft veranschaulichen kann, da es präzise durch bildbasiertes Modellieren gemessen wurde.

Megalithik in Westfalen:
  • Klinke, L. (2018). Virtuelle Rekonstruktion – Bürgerwissenschaft unterstützt Megalithforschung. In: Schierhold, K., Stapel, B., Die Düwelsteene bei Heiden, Kreis Borken. Megalithgräber in Westfalen 3, Münster. p. 14-17.

  • Klinke, L. (2021). Virtuelle Massen-Bewegung. Die digitale 3-D-Rekonstruktion des Megalithgrabes Große Sloopsteene bei Lotte-Wersen, Kreis Steinfurt. In: Rind, M. M., Münz-Vierboom, B., Lehmann, U. (eds.), Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15, 2020/2021, LWL-Archäologie für Westfalen, p. 257-326.

  • Schierhold, K., Stapel, B. (2018). Die Düwelsteene bei Heiden, Kreis Borken, Megalithgräber in Westfalen. Altertumskommission für Westfalen, Münster.

  • Stapel, B., Schierhold, K. (2018). Das Großsteingrab von Lengerich-Wechte, Kreis Steinfurt. Altertumskommission für Westfalen, Münster.

  • Sprockhoff, E. (1975). Atlas der Megalithgräber Deutschlands. Teil 3: Niedersachsen – Westfalen. Bonn: R. Habelt.

  • Stieren, A. (1929). Bodenaltertümer Westfalens. Ein Bericht über Grabungen und Funde für die Jahre 1925 bis 1928. Münster: Westfälische Vereinsdruckerei.

  • Stieren, A. (1931). Bodenaltertümer Westfalens, 2. Bericht der vorgeschichtlichen Abteilung des Landesmuseums. Westfalen. Mitteilungen des Landesmuseums der Provinz Westfalen und des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens Heft 6. Dortmund: Verlag Dr. Theodor Rensing.

  • Image-based Modelling:
  • Carrivick, J. L., Smith, M. W., and Quincey, D. J. (2016). Structure from Motion in the Geosciences. Chichester: Wiley Blackwell.

  • Doneus, M., Verhoeven, G., Fera, M., Briese, Chr., Kucera, M. and Neubauer, W. (2011). From Deposit to Point Cloud. A Study of Low-Cost Somputer Vision Approaches for the Straightforward Documentation of Archaeological Excavations, Geoinformatics FCE CTU 6, 81-88.

  • Kersten, T., Mechelke, K., Maziull, L. (2015) 3D Model of Al Zubarah Fortress in Qatar. Terrestrial Laser Scanning vs. Dense Image Matching. Int. Arch. Photogramm. Remote Sens. Spatial Inf. Sci. XL-5/W4, 1–8.

  • Lowe, D. G. (2004). Distinctive Image Features from Scale-Invariant Keypoints. International Journal of Computer Vision 60,2:91-110, https://doi.org/10.1023/B:VISI.0000029664.99615.94 .

  • Nyimbili, P.H., Demirel, H., Seker, D.Z., Erden, T. (2016). Structure from Motion (SfM) - Approaches and Applications, in: Spatial Data Processing, Modelling, Analysing and Management for Knowledge Based Systems. Presented at the International Scientific Conference on Applied Sciences 27.-30. September 2016, Antalya/Turkey.

  • Powlesland, D. (2016). 3Di - Enhancing the Record, Extending the Returns, 3D Imaging from Free Range Photography and Its Application during Excavation. In: Kamermans, H., de Neef, W., Piccoli, C., Posluschny, A. G., Scopigno, R. The Three Dimensions of Archaeology (Proceedings of the XVII UISPP world congress, 1–7 September 2014, Burgos, Spain), 7. Archaeopress, Oxford. p. 13–32.

  • Reinhard, J. (2016). Structure-from-Motion-Photogrammetrie mit Agisoft PhotoScan. Erste Erfahrungen aus der Grabungs- praxis. In: U. Lieberwirth/I. Herzog (Hrsg.), 3D-Anwendungen in der Archäologie. Computeranwendungen und quantitative Methoden in der Archäologie. Workshop der AG CAA und des Exzellenzclusters Topoi 2013. Berlin Studies of the Ancient World 34 (Berlin 2016) 17–44.

  • Verhoeven, G. et al. (2013) Undistorting the Past. New Technologies for Orthorectification of Archaeological Areal Frame Imagery. In: C. Corsi/B. Slapšak/F. Vermeulen (Hrsg.), Good Practice in Archaeological Diagnostics. Non-invasive Survey of Complex Archaeological Sites, Heidelberg, 31–68.
  • Recherche und Rekonstruktion

    Neben Beschreibungen und Zeichnungen in archäologischen Veröffentlichungen, dienten für die Rekonstruktion der Düwelsteene vor allem ähnliche Megalithgräber in Westfalen und auch in den Niederlanden.

    reconstruction 3000 BC

    Die Großen Sloopsteene, im Kreis Steinfurt in der Nähe von Lotte-Wersen gelegen, sind eines der am besten erhaltenen Megalithgräber Westfalens. Dieses Großsteingrab wurde im Gegensatz zu den Düwelsteenen und anderen Großsteingräbern in Westfalen nicht restauriert. Daher liegen einige der Megalithen noch in situ. Allerdings gab es bei den Großen Sloopsteenen auch Eingriffe durch den Menschen, so Besipielsweise eine Graböffnung im Jahr 1807. Die Großen Sloopsteene und auch die Rekonstruktion dieses Megalithgrabes (Klinke 2021) dienten als eines der Beispiele für dei Rekonstruktion der Düwelsteene.

    Eine weitere Grundlage für die Rekonstruktion der Düwelsteene um 3000 v. Chr. waren die Megalithgräber der Trichterbecherkultur in der niederländischen Region Drenthe. Diese Gräber wurden schon 1660 durch Johan Picardt erwähnt und wurden teilweise seit dem 19. Jahrhundert schon restauriert. Viele dieser Restaurierungen wurden durch Albert Egges van Giffen nach gründlichen aber auch gut dokumentierten Ausgrabungen durchgeführt. Die Dokumente der Asugrabungen, aber auch Fotografien der Megalithgräber in Drenthe vor ihrer Restaurierung dienten als Beispiel für die Rekonstruktion der Düwelsteene. Vor allem da dieses Grab ähnlich wie die Megalithgräber in der Region Drenthe auch Anfang des 20. Jahrhunderts restauriert und somit verändert wurde. Die Informationen zu den Megalithgräbern in der Region Drenthe sind alle auf der Webseite hunebeddeninfo gesammelt dort sind zu jedem einzelnen Grab Infornationen, 3D Modelle sowie die Fotografien und Grundrisse von Albert Egges van Giffen zu finden.

    Zusammen mit Mitarbeitern aus dem Megalith-Projekt der Altertumskommission für Westfalen wurde jeder Megalith der Düwelsteene nach Größe, Volumen und Platzierung klassifiziert. Die Kategorien waren Deckstein, Orthostat (Stützstein) und Keilstein. Andere Kategorien wären Umfassungsstein und Bodenmaterial aus dem inneren des Grabes, aber diese Bausteine von megalithischen Gräbern wurden bei den Düwelsteene nicht gefunden oder konnten nicht mit Sicherheit identifiziert werden. Jedem Megalith wurde durch den Digitalisierungsprozess eine Nummer zugewiesen und die Nummerierung folgte dem Megalithgrabe im Uhrzeigersinn. Mit diesen festgelegten Nummern konnte jeder einzelne Megalith individuell ausgewählt und klassifiziert werden, sowohl basierend auf seinen eigenen besonderen Merkmalen als auch darauf, wie seine Platzierung die Gesamtstruktur des megalithischen Grabes beeinflusste.

    Numbering of the megaliths

    Nummerierung der Megalithen

    Um das Volumen und anschließend das Gewicht der Megalithen zu berechnen, wurde die 3D-Modellierungssoftware Blender mit dem add-on 3D-Print Toolbox verwendet. Jeder Stein wurde als separates Objekt ausgewählt und das Volumen wurde in Blender durch das add-on berechnet. Nach der Volumenberechnung wurde das Gewicht jedes Megalithen ermittelt. Das Gewicht von Granit hängt von seiner Dichte ab. Die zur Berechnung des Gewichts verwendete Formel war das Volumen in Kubikmeter (m3) multipliziert mit 2700 kg, da Granit etwa 2,7 Tonnen pro Kubikmeter wiegt. Fast alle Megalithen der Düwelsteene sind nur teilweise sichtbar und aus diesem Grund konnten nur diese partiellen 3D-Modelle zur Berechnung von Volumen und Gewicht herangezogen werden.

    Classification of the Düwelsteen megaliths

    Klassifizierung der Megalithen der Düwelsteene

    Um die digitale Rekonstruktion der Düwelsteene um 3000 v. Chr. zu erstellen, wurde die vorherige Rekonstruktion von vor 1932 verwendet, da die Anordnung der Megalithen eine bessere Vorlage dafür bietet, wie das megalithische Grab gebaut worden sein könnte, als die aktuelle Grabstruktur. Viele der Megalithen schienen auf den Fotos aus dem Citizen-Science-Projekt noch in situ zu sein und mussten nur aufgerichtet oder leicht gedreht werden, um eine einigermaßen gleichmäßige Kammerwand zu bilden. Die Orthostaten der Düwelsteene wurden verschoben und passend zum Stil der megalithischen Gräber angeordnet, die in der Nähe gefunden wurden oder ähnlich gebaut wurden. Eine gängige Struktur von megalithischen Gräbern, die zur Trichterbecherkultur gehören, insbesondere zur Westgruppe, besteht aus zwei Orthostaten auf gegenüberliegenden Seiten, wobei der flache Teil des Megalithen einander zugewandt ist. Auf diese beiden Seitensteine wurde ein Deckstein gelegt, der zusammen ein Joch bildet (Bakker 2010). Ähnlich wie beim Großen Sloopsteene wurde jeder der Stützsteine der Düwelsteene platziert, um eine gleichmäßige Kammer des Grabes zu bilden, ohne die Position oder Drehung jedes Megalithen stark zu verändern. Dies führte zu zwei parallelen Reihen von Orthostaten mit jeweils zwei Endsteinen an jedem Ende der Kammer im Südwesten und Nordosten.

    Abstract reconstructed megaliths

    Abstrakt rekonstruierte Megalithen

    Um eine Rekonstruktion zu erstellen, wie die Düwelsteene um 3000 v. Chr. gebaut und ausgesehen haben könnten, mussten fehlende Steine hinzugefügt werden. Diese Steinersatzteile wurden absichtlich abstrakt gestaltet, um die verschiedenen Teile der megalithischen Grabrekonstruktion sichtbar zu machen: a) die Megalithen, die heute noch existieren und b) die Steine, die für die Rekonstruktion hinzugefügt wurden. Ein grundlegender Orthostat wurde in der 3D-Modellierungssoftware Blender modelliert, mit einer flachen Innenseite, einer konvexen Außenseite und einer insgesamt ovalen Form des Ersatzsteins. Aus dieser Grundform des Orthostaten wurde der Deckstein ähnlich modelliert, er unterscheidet sich nur in der Größe. Weitere modellierte Ersatzsteine waren die Megalithen, die die äußere Grenze bildeten, die Keilsteine und die Steine, die die Zwickelwand zwischen den Orthostaten und den Einfassungssteinen bildeten. Die Megalithen, die die äußere Grenze bildeten, wurden nach den Orthostaten modelliert, aber in der Größe reduziert. Die anderen Ersatzsteine waren abstrakte Versionen von flachen Steinen, die dann modelliert wurden, um eine Zwickelwand zu bilden. Diese verschiedenen Steinformen bilden die Grundstruktur eines Ganggrabes (Ickerodt 2020).

    Mit allen Bausteinen für die Rekonstruktion der Düwelsteene um 3000 v. Chr. modelliert, war der erste Schritt, die Decksteine auf die gerichteten Orthostaten zu setzen. Da alle drei Decksteine, die heute noch existieren, von ihren Stützsteinen gerutscht sind, musste die wahrscheinlichste Positionierung gefunden werden. Da diese Megalithen nur virtuelle Modelle sind, konnte getestet werden, in welcher Position und auf welchen Orthostaten die Decksteine am wahrscheinlichsten platziert wurden. Nachdem alle Megalithen, die heute noch sichtbar sind, in der Rekonstruktion positioniert waren, wurden die als Ersatz modellierten Steine hinzugefügt. Zuerst wurden die fehlenden unteren Teile der Orthostaten in der Rekonstruktion platziert, dann das Fundament der Orthostaten, das aus kleineren Steinfragmenten bestand, die dazu dienten, die Orthostaten durch Verkeilen der kleineren Steinfragmente darunter zu fixieren. Eine Schicht flacher Steinfragmente wurde verlegt, um den Boden des megalithischen Grabes zu bilden. Zwischen den Stützseitensteinen wurde die Zwickelmauer hinzugefügt. Schließlich wurden die fehlenden Decksteine auf das rekonstruierte Grab gesetzt. Die Gesamtstruktur der rekonstruierten Düwelsteene basierte auf der Architektur ähnlicher megalithischer Gräber wie dem Großen Sloopsteene (Klinke 2021) oder den megalithischen Strukturen in den Niederlanden.

    Im Rekonstruktionsmodell wurden auch die äußere Grenze, bestehend aus kleineren Ersatzmegalithen, und die Zwickelmauern hinzugefügt. Die Platzierung war problematisch, da es keine Anhaltspunkte für eine äußere Steinbegrenzung gibt, die die Struktur des Hügels über dem Grab definierte. Obwohl es keine Quellen für einen Hügel gibt, der die Düwelsteene bedeckt, ist es wahrscheinlich, dass das Grab ähnlich dem Großen Sloopsteene und dem megalithischen Grab von Rheine64, das noch von einem Hügel bedeckt gefunden wurde, abgedeckt war. Mit diesen Vergleichen im Hinterkopf wurde die Rekonstruktion der Düwelsteene mit einem den Grab bedeckenden Hügel modelliert. Mit der Entscheidung, einen Hügel hinzuzufügen, mussten die Steilheit und die Abmessungen des Hügels definiert werden. Im idealisierten Plan der Düwelsteene von 1932 sind Steine eingezeichnet, die den äußeren Megalithenring anzeigen könnten.

    Bei der Modellierung dieser Grenze wurde deutlich, dass der Radius, den diese gezeichneten Steine zeigten, fast ein Kreis war und zu weit von den langen Seiten des megalithischen Grabes entfernt lag. Die meisten der verglichenen megalithischen Strukturen hatten höchstens zwei Paare von Jochen, die den Eingang des Grabes bildeten. Mit dem Radius der äußeren Grenze, den der gezeichnete Plan zeigte, wäre der Eingang zu den Düwelsteene übermäßig lang gewesen. Die meisten megalithischen Strukturen der Westgruppe in der Trichterbecherkultur hatten eine ovale Grenze, die an den längeren Teilen der Grabstruktur etwas flach war. Das Rekonstruktionsmodell des Hügels wurde reduziert, um den verglichenen megalithischen Gräbern zu ähneln. Der Hügel des rekonstruierten Modells wurde mit dem Rutschwinkel für Sand im Hinterkopf erstellt. Die Bodenzusammensetzung des Gebiets, in dem die Düwelsteene gefunden werden, ist erheblich sandig, daher wurde der Rutschwinkel für den Hügel als 30° Grad definiert (Klinke 2021). Mit diesen Definitionen wurde ein Hügel auf dem megalithischen Grab modelliert, wobei die äußeren Megalithen und die Zwickelmauerung als Grenze des Hügels fungierten.

    Boundary of the reconstructed burial chamber

    Begrenzung des rekonstruierten Grabhügels

    Megalithgräber
  • Bakker, J. A. (2010). Megalithic research in the Netherlands: 1547 - 1911 ; from "Giant's Beds" and "Pillars of Hercules" to accurate investigations, Leiden: Sidestone Press.

  • Bartling, G. (1978). Das Steinkammergrab in Werste II. Wiederentdeckung, Sicherstellung und Wiederaufbau des verlorenen Kulturdenkmals. In: Beiträge zur Heimatkunde der Städte Löhne und Bad Oeynhausen 5.

  • Fansa, M. (1992). Großsteingräber zwischen Weser und Ems. Oldenburg: Isensee.

  • Ickerodt, U.F. (2020). Kulturbruch: Megalithen und Erinnerung, Sonderheft der Archäologischen Nachrichten aus Schleswig-Holstein. Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein, Schleswig.

  • Jaždžewski, K. (1932). Zusammenfassender Überblick über die Trichterbecherkultur. Praehistorische Zeitschrift 23. https://doi.org/10.1515/prhz.1932.23.1-2.77

  • Klinke, L. (2021). Virtuelle Massen-Bewegung. Die digitale 3-D-Rekonstruktion des Megalithgrabes Große Sloopsteene bei Lotte-Wersen, Kreis Steinfurt. In: Rind, M. M., Münz-Vierboom, B., Lehmann, U. (eds.), Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15, 2020/2021, LWL-Archäologie für Westfalen, p. 257-326.

  • Mennenga, M. (2017). Zwischen Elbe und Ems: die Siedlungen der Trichterbecherkultur in Nordwestdeutschland. In: Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung Band 13. Bonn: Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH.

  • Schuldt, E. (1972). Die mecklenburgischen Megalithgräber. Untersuchungen zu ihrer Architektur und Funktion. Beiträge zur Ur-und Frühgeschichte der Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg, 6. Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaft.

  • Virtuelle Rekonstruktion
  • Brunke, L. (2017). Uncertainty in archaeological 3D reconstructions. University of Leiden, Faculty of Archaeology, supervisor: Karsten Lambers. https://studenttheses.uni- versiteitleiden.nl/handle/1887/59548

  • Cianci, M.G., Molinari, M. (2021). Methods of digitization of cultural heritage. The case study of the Terme di Diocleziano. The International Archives of the Photogrammetry, Remote Sensing and Spatial Information Sciences.

  • Denard, H. (ed.) (2009). London Charter. For the Computer-based Visualisation of Cultural Heritage. Draft 2.1., London.

  • Forte, M., Renfrew, C., Anconetani, P. (ed.) (1997). Virtual archaeology: great discoveries brought to life through virtual reality. Thames and Hudson, London.

  • Hageneuer, S. (2020). The Challenges of Archaeological Reconstruction: Back Then, Now and Tomorrow. In: Hageneuer, S. (ed.) Communicating the Past in the Digital Age: Proceedings of the International Conference on Digital Methods in Teaching and Learning in Archaeology (12–13 October 2018), London: Ubiquity Press, p. 101–112. DOI: https://doi.org/10.5334/bch.h.

  • Kazhdan, M. and Hoppe, H. (2013). Screened Poisson surface reconstruction. ACM Transactions on Graphics, 32(3). https://doi.org/10.1145/2487228.2487237

  • Miller, P. and Richards, J. (1995). The good, the bad, and the downright misleading: archaeological adoption of computer visualization. In: Huggett, J. and Ryan, N. (eds.), Computer applications and quantitative methods in archaeology 1994, Oxford: BAR International Series 600, p. 19-22.

  • Piccoli, C. (2018). Visualizing cityscapes of classical antiquity. From early modern reconstruction drawings to digital 3D models : with a case study from the ancient town of Koroneia in Boeotia, Greece. Oxford: Archaeopress Publishing Ltd. https://doi.org/10.2307/ j.ctv1zcm26w

  • Reilly, P. (1991). Towards a virtual archaeology. In: Rahtz, S. and Lockyear, K. (eds.), CAA90. Computer Applications and Quantitative Methods in Archaeology 1990. British archaeological reports international series 565, Oxford: Tempus Reparatum, p. 132-139.

  • Ryan, N. (1996). Computer-based Visualisation of the Past: Technical ‘Realism’ and Historical Credibility. In: Main, P., Higgins, T. and Lang, J. (eds.) Imaging the Past: Electronic Imaging and Computer Graphics in Museums and Archaeology. British Museum London: Occasional Papers, vol. 114, London: British Museum, p. 95-108.

  • Tucci, G., Bonora, V., Conti, A., Fiorini, L. (2017). High-Quality 3D models and their use in a cultural heritage conservation project. Int. Arch. Photogramm. Remote Sens. Spatial Inf. Sci. XLII-2/W5, p. 687–693. https://doi.org/10.5194/isprs-archives-XLII-2-W5-687-2017